#Friedensnoten 14 – Boris Vian klingt uns schon seit Kriegsbeginn in den Ohren. Jetzt hat Ulrike Guerot ein zweites Mal zur Feder gegriffen und stellt uns sein unaufgeregten und dennoch zutiefst provozierenden Friedenssong „Le deserteure“ vor. Sabrina Khalil hat gelesen: Le Déserteur Lyrics Übersetzung VEREHRTER PRÄSIDENT (Musikalische Nachdichtung 2003 von Leobald Loewe) Verehrter Präsident, vielleicht seid Ihr in Eile, doch leset diese Zeile, mit der mein Brief beginnt. Mir werden da gebracht die Militärpapiere, dass in den Krieg marschiere ich noch vor Mittwoch Nacht. Herr Präsident, ich bin gewiss nicht Mensch geworden, um Menschen zu ermorden, das macht doch keinen Sinn. Ich will nicht provozier'n, wenn ich Euch offen sage: Der Krieg kommt nicht in Frage, ich werde desertier’n! All’ meine Brüder sind gerannt in ihr Verderben, ich sah den Vater sterben, es weinte auch mein Kind. Meine Mutter trug so schwer, sie ist von ihren Sorgen im Krieg verrückt geworden, nun leidet sie nicht mehr. Als ich gefangen war sind sie ins Haus gekommen und haben mir genommen, die meine Liebe war. Früh, wenn die Hähne kräh’n will ich mein Bündel schnüren, ein neues Leben führen und auf die Straße geh’n. Dann zieh’ ich ohne Ruh’ vom Norden in den Osten, vom Süden in den Westen und schrei’ den Leuten zu: Verweigert den Befehl, kämpft nicht in ihren Kriegen, glaubt niemals ihren Lügen, der Frieden wär’ ihr Ziel! Ihr schwört im Parlament, man müsse Blut vergießen, so lasset eures fließen, verehrter Präsident! Jagt Ihr die Polizei mir nach, so lasst sie grüßen, sie könne auf mich schießen, weil ich gefährlich sei!
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